Der Kommunikationsfetisch
- Lika Green
- Jun 13, 2015
- 2 min read

Also, ich muss gestehen. Am meisten faszinieren mich Männer durch ihre Aussprache und Art zu kommunizieren. Ich finde es sehr anziehend, wenn diese mit klangvoller Stimme aussagekräftig und unmissverständlich artikulieren. Eine prägnante Betonung der Konsonanten, langgezogene Vokale, eine wohl gewählte und deutliche Betonung einzelner Worte und eine klare Aussprache sind dabei das Non-Plus-Ultra. Kleine individuelle Merkmale wie ein rollendes R oder dezente Spuren gewisser Dialekte verstärken diese Wirkung auf mich. Hin und weg bin ich, wenn sich im Wortlaut noch eine lebendige Harmonie ausbreitet und bei der überraschenden Verwendung von Archaismen bekomme ich ganz weiche Knie! Die übermäßige Verwendung von Anglizismen und eine übertriebene Ausschmückung von Botschaften mit fachspezifischen Fremdwörtern seien hierbei bitte dringlichst zu vermeiden. Hingegen wird ein bedeutender Attraktivitätszuwachs erreicht, wenn jeglicher Information subtil ein Adverb oder Adjektiv mit Zeitverzögerung nachgeschoben wird. Das mag ich sehr, denn es untermalt die Bedeutung der vorangegangenen Aussage auf sehr humoristische Weise. Mitunter und darüber hinaus steigert ein Mitschwingen von wertschätzender Ironie jeden bereits vorhandenen Sexappeal. Und das Ganze entfacht seine vollendete Wirksamkeit, wenn es in Bass oder Bariton erfolgt.....
Sollte es in emotionalen Konversationen jedoch vorrangig zu einer rationalen Argumentation kommen, könnte es durchaus geschehen, dass das Interesse am Austausch meinerseits augenblicklich erlischt ..... hm, ist das etwa diese Sapiosexualität von der aktuell alle sprechen oder hab ich einfach einen komischen Sprach- und Kommunikationsfetisch? Sei es, wie es wolle. Die Kommunikation, diese tolle menschliche Fähigkeit, die gibt es allerdings auch ohne die Sprache. Sie ist der Grundstein für jegliche Beziehungen und unser lieber Herr Watzlawick stellte ja schon fest "Man kann nicht nicht kommunizieren".
Was für mich aber das faszinierendste Phänomen ist, ist die vorgestellte Kommunikation. Diese beherrsche ich wohl am Besten. Besonders in Zeiten der digitalen Kommunikation, da kann man hervorragend zwischen den Zeilen lesen und sich sein ganz eigenes Bild einer Person durch die mediale Selbstdarstellung machen. Man denke dabei nur an Online-Datingplattformen. Um Gottes Willen, dies will ich hier nicht ausführen. "Wir haben 95% Übereinstimmung, ich muss Dich jetzt einfach küssen, ohne Dich zu kennen. Oder am besten heiraten wir gleich, ich bin so einsam". "Bitte???? Wo ist der nächste Baum?" oder auch "Die Algorithmen sagen, wir passen nur zu 70% zusammen. Ich muss leider weiter tindern oder okcupidieren. War schön, Dich kennen gelernt zu haben". "Das ist überhaupt kein Problem, Du kannst zwar schön schreiben, aber mit der zwischenmenschlichen Kommunikation - da habert es ein bisschen und außerdem verspüre ich eine leichte Tendenz zur Fremdbild-Selbstbild-Differenz. "Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat" (aus P. Watzlawick, Anleitung zum unglücklich sein). Bevor ich ausschweife, stelle ich fest: ein Kommunikationsfetisch sollte primär analog ausgelebt werden!
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